Montag, 23. Mai 2005
Konfliktbewältigung
s.nop, 12:54h
Neulich Nacht um 0:40 Uhr will ich nach dem Konsum einiger Getränke mit meinem Fahrrad nach Hause fahren um meiner wohlverdienten Nachtruhe zu frönen. Ich befreie mein extrem leichtes Aluminiumfahrrad von den drei etwa 20 Kilo schweren Schlössern von denen ich hoffe, dass sie potentielle Diebe abhalten dieses in Allgemeineigentum zu verwandeln. Dies nennt man glaube ich Abschreckung bzw. Aufrüstung. Es scheint gewirkt zu haben, denn mein Fahrrad ist wider Erwarten nicht gestohlen worden. Leider fand jemand, dass diese drei Schlösser nicht ausreichen und hat es zusätzlich noch mit einem weiteren Schloss gesichert und an sein/ihr Fahrrad gekettet. Unerfreulicherweise besaß ich zu diesem Schloss nicht den zugehörigen Schlüssel. Aber gesichert war es jetzt ohne Frage. Was tun? Glücklicherweise hatte ich meinen Brockhaus dabei:
Situationsanalyse,
ein Begriff, den K.Duncker bei seinen denkpsychologischen Untersuchungen verwendete. Zusammen mit der Zielanalyse ist die Situationsanalyse eine heuristische Methode des Denkens. Eine Situationsanalyse kann in Form einer Konfliktanalyse oder in Form einer Materialanalyse auftreten. Bei der Konfliktanalyse wird eine gegebene Problemsituation daraufhin untersucht, warum es eigentlich so nicht geht, wie man vielleicht zunächst meinte. Bei der Materialanalyse wird das in der Problemsituation gegebene Material im Hinblick auf seine Bedeutung für eine Problemlösung untersucht.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
Zielanalyse,
Folge einer Situationsanalyse, mit deren Hilfe die problemlösende Person versucht, eine Antwort auf die Frage »Was ist eigentlich für die Erreichung des Ziels (und was nicht) erforderlich?« zu erlangen. Die Zielanalyse kann eine Änderung der Problemsicht nach sich ziehen.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
Interessant fand ich die Vorschläge, die ich von Freunden bekommen habe:
Rache: Schließ doch einfach das andere Fahrrad auch an. (Das ergibt dann eine Pattsituation)
Noch mehr Rache: Hau das andere Fahrrad einfach zu Klump (sehr verführerisch)
Demokratischer öffentlicher Protest: Schreib einen beleidigenden Brief und wünsche dem anderen mindestens einen platten Reifen plus eine Geschlechtskrankheit an den Hals, bzw. an das Dingsda.
Nochmehrmehr Rache: Lass ihm die Luft aus dem Reifen. Schulstreich.
Verschwörung: Dies ist bestimmt ein Trick mit dem das Fahrrad geklaut werden soll
Nach diesen Vorschlägen ist mir klar geworden wie Kriege entstehen.
Situationsanalyse,
ein Begriff, den K.Duncker bei seinen denkpsychologischen Untersuchungen verwendete. Zusammen mit der Zielanalyse ist die Situationsanalyse eine heuristische Methode des Denkens. Eine Situationsanalyse kann in Form einer Konfliktanalyse oder in Form einer Materialanalyse auftreten. Bei der Konfliktanalyse wird eine gegebene Problemsituation daraufhin untersucht, warum es eigentlich so nicht geht, wie man vielleicht zunächst meinte. Bei der Materialanalyse wird das in der Problemsituation gegebene Material im Hinblick auf seine Bedeutung für eine Problemlösung untersucht.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
Zielanalyse,
Folge einer Situationsanalyse, mit deren Hilfe die problemlösende Person versucht, eine Antwort auf die Frage »Was ist eigentlich für die Erreichung des Ziels (und was nicht) erforderlich?« zu erlangen. Die Zielanalyse kann eine Änderung der Problemsicht nach sich ziehen.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
Interessant fand ich die Vorschläge, die ich von Freunden bekommen habe:
Rache: Schließ doch einfach das andere Fahrrad auch an. (Das ergibt dann eine Pattsituation)
Noch mehr Rache: Hau das andere Fahrrad einfach zu Klump (sehr verführerisch)
Demokratischer öffentlicher Protest: Schreib einen beleidigenden Brief und wünsche dem anderen mindestens einen platten Reifen plus eine Geschlechtskrankheit an den Hals, bzw. an das Dingsda.
Nochmehrmehr Rache: Lass ihm die Luft aus dem Reifen. Schulstreich.
Verschwörung: Dies ist bestimmt ein Trick mit dem das Fahrrad geklaut werden soll
Nach diesen Vorschlägen ist mir klar geworden wie Kriege entstehen.
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Freitag, 20. Mai 2005
Außerirdische
s.nop, 12:56h
"Ich bin ein Berliner". Wie schon ein berühmter amerikanischer mittelmäßig lang lebender politisch ambitionierter Frauenheld gesagt hat. Für die Menschen die von einem schöneren Flecken dieses Landes stammen: Nein, ich bin kein Pfannkuchen. Ein Pfannkuchen ist für mich auch eigentlich ein Eierkuchen. Selbstredend bin ich auch kein Eierkuchen. Weshalb ich meine Herkunft als ein in anderem Zusammenhang vielleicht unwichtiges Detail erwähne? Ich war mit ein paar Freunden in einem Restaurant in Berlin. Plüschig eingerichtet, echte Kerzen in fünfarmigen Leuchtern, mittlere Preisklasse, sehr lecker aussehendes Essen. Ungefragt stellten uns die ununterbrochen um uns herumwuselnden extrem ambitionierten Kellner eine Reihe von kleinen Leckerein auf den Tisch. Bei uns machte sich ätherisches Unbehagen breit. Im Grunde plagte uns nur der Durst.
„Was darf ich Ihnen bringen“.
„Ein Wasser bitte“.
Lächelnd: „Sehr gern“
„Ein alkoholfreies Bier“
„Sehr gern, gute Wahl“
„Ein Bier“
„Sehr gern“
„Nichts danke“
„Sehr gern, sehr gute Wahl“
Nach etwa 15 weiteren Fragen ob wir mit dem Getränken auch zufrieden sind und uns auch rundum wohl fühlen, noch mehr „sehr gern“, wann immer wir aus unserer ungläubigen Erstarrung aufwachen, fordern wir die Rechnung und möchten bezahlen. Ich bekomme es langsam mit der Angst zu tun. Vielleicht werden wir gleich noch zum Abschied massiert, oder geküsst. Vielleicht sind wir auch seit Monaten die einzigen Gäste, die sich in das Etablissement verirrt haben. Aber nein das Lokal ist trotz später Stunde gut gefüllt. „Sehr gern“. Was soll denn das. Ich bin als Berliner soviel Höflichkeit und Freundlichkeit einfach nicht gewöhnt. Ich kriege da Panik. Es stellt sich das Gefühl ein in eine Falle gelockt zu werden. Da muss einfach ein furchtbares für mich völlig unkalkulierbares Kalkül hinter stecken. Was wollen diese Fremdlinge von mir. Wenn mir ein Berliner eins überbrät denke ich der hat mich lieb. Das ist echt. Das muss so sein. Habe ich immerhin mit der Ersatzmuttermilch aus Soja und Buletten von klein auf aufgenommen.
Falls Sie nach Berlin kommen, und zum Beispiel Tanzen gehen, dabei versehentlich ein anderes Paar anrempeln, entschuldigen Sie sich nicht. Sagen sie etwas wie: „Wenn Sie noch einmal mit Ihrer Dame nach mir werfen, schlage ich Sie mit meiner zu Boden.", oder so etwas in der Art. Das macht Eindruck und Sie werden nicht gleich als Tourist enttarnt.
„Was darf ich Ihnen bringen“.
„Ein Wasser bitte“.
Lächelnd: „Sehr gern“
„Ein alkoholfreies Bier“
„Sehr gern, gute Wahl“
„Ein Bier“
„Sehr gern“
„Nichts danke“
„Sehr gern, sehr gute Wahl“
Nach etwa 15 weiteren Fragen ob wir mit dem Getränken auch zufrieden sind und uns auch rundum wohl fühlen, noch mehr „sehr gern“, wann immer wir aus unserer ungläubigen Erstarrung aufwachen, fordern wir die Rechnung und möchten bezahlen. Ich bekomme es langsam mit der Angst zu tun. Vielleicht werden wir gleich noch zum Abschied massiert, oder geküsst. Vielleicht sind wir auch seit Monaten die einzigen Gäste, die sich in das Etablissement verirrt haben. Aber nein das Lokal ist trotz später Stunde gut gefüllt. „Sehr gern“. Was soll denn das. Ich bin als Berliner soviel Höflichkeit und Freundlichkeit einfach nicht gewöhnt. Ich kriege da Panik. Es stellt sich das Gefühl ein in eine Falle gelockt zu werden. Da muss einfach ein furchtbares für mich völlig unkalkulierbares Kalkül hinter stecken. Was wollen diese Fremdlinge von mir. Wenn mir ein Berliner eins überbrät denke ich der hat mich lieb. Das ist echt. Das muss so sein. Habe ich immerhin mit der Ersatzmuttermilch aus Soja und Buletten von klein auf aufgenommen.
Falls Sie nach Berlin kommen, und zum Beispiel Tanzen gehen, dabei versehentlich ein anderes Paar anrempeln, entschuldigen Sie sich nicht. Sagen sie etwas wie: „Wenn Sie noch einmal mit Ihrer Dame nach mir werfen, schlage ich Sie mit meiner zu Boden.", oder so etwas in der Art. Das macht Eindruck und Sie werden nicht gleich als Tourist enttarnt.
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Freitag, 13. Mai 2005
Tanzstunde
s.nop, 14:14h
Rhythmus. Zwo drei Wiegeschritt. Herrlich. Unsere Luxuskörper gleiten zu Musik die von Schelllackplatten zu stammen scheint über das Parkett. Ich und meine Partnerin bilden eine einzige Einheit. Zwo drei Wiegeschritt. Wunderbar. Der Oberkörper gerade, der Bauch eingezogen. Harmonie. Gottgleich schieben wir unsere Körper auf der Tanzautobahn entlang, welche wie wir gelernt haben zweispurig ist. Spurwechsel stellen die hohe Kunst dar und sind eindeutig erwünscht. Wir praktizieren den vollkommenen Tanz und das nach nur zwei Übungsstunden. Genial. Alle Blicke sind auf uns gerichtet. Ballhäuser wir kommen. Jetzt nur noch den gleichgültigen Gesichtsausdruck mit Weltschmerz geübt. Die Augen nur halb offen. Nehmt euch vor uns in acht. Wir werden Tanzgeschichte schreiben. Purer Sex das Ganze. Zwei Naturtalente haben sich zu einer perfekten Symbiose zusammen gefunden. Zumindest bis der Blick in den eine ganze Wand einnehmenden Spiegel fällt auf ein Paar, das GENAU die gleichen Bewegungen macht wie wir. Etwas stimmt nicht mit den beiden. Alles sieht sehr bemüht aus. Von Grazie keine Spur. Es ist schwer den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen, sich in der Balance zu halten. Er versucht wohlerzogen seine in großen Schuhen steckenden Plattfüße graziös an ihr vorbei zu manövrieren, schafft es aber trotzdem - immerhin manchmal im Rhythmus - AUF ihre Fußspitzen zu treten. Der Oberkörper und Arme sind steif als würde ein Kellner ein Tablett mit 6 Menüs durch die Gegend manövrieren. Man hört die Scharniere knacken.
Ein klassischer Fall eines Konfliktes von Faktizität und Transzendenz im Sinne von Sartre, fürchte ich. Sie lächelt noch. Es bilden sich allerdings Schweißperlen auf ihrer Stirn. Ich habe ein wenig Mitleid.
Als nächstes steht der in bester Swingertradition gehaltene Partnertausch an. Es gibt deutliche Widerstände dagegen bei allen Beteiligten. Alle sind ein wenig nervös. Wissen wir doch nicht wer uns als nächstes wie treten wird. Ein wichtiger Rat folgt noch vom Lehrer. Haltet Abstand. Redet nicht gleich über eure Mutter. Was er damit meint erschließt sich mir nicht unmittelbar. Ich bin aber fest entschlossen mich daran zu halten und frage mein neues Opfer nach ihrem Vater. Sie möchte darüber nicht mit mir reden. Überhaupt klappt das gleichzeitige Reden und Tanzen nicht besonders gut. Vielleicht muss dies im Takt geschehen. Aber wo ist er hin dieser Takt. Vielleicht sollte ich es mit Rap versuchen. Oder ich singe ein wenig. Warum sieht mich meine Tanzpartnerin so befremdet an? Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt für eine Pause gekommen. Wir sollten ein wenig im Takt stehen. Und gut aussehen.
Um den vielfältigen Lebensentwürfen gerecht zu werden, tanzen diesen Tanz nicht unbedingt ein Mann und eine Frau sondern eine führende Person und eine folgende. Ich bin ein Führender allerdings renne ich meist hinter meiner manchmal Folgenden hinterher. Führung ist alles. Es gibt streng geheime Zeichen, die der Führende erlernen muss und an die Folgende kommunizieren soll, die sie dann nur wenn Sie Lust hat befolgen muss. Es gibt Kommunikationsprobleme. Wie im richtigen Leben. Beim Tango ist das aber egal. Alles ist erlaubt. Wie beim Jazz. Außer dem anderen absichtlich ein Bein stellen.
Noch ein wenig Literatur zum Thema:
»Die jungen Mädchen wanden sich im Tango wie Würmer
an unsichtbarer Angelschnur, die von den Lorgnons
der Mütter hing. Knapp vor dem Allerletzten schien
diese Schnur immer mit einem Ruck anzuziehen, und
die Begattung ging fehl.«
[Werke und Briefe: 1923. Tucholsky: Werke, Briefe, Materialien, S. 2949 (vgl. Tucholsky-GW Bd. 3, S. 349) (c) Rowohlt Verlag]
Ein klassischer Fall eines Konfliktes von Faktizität und Transzendenz im Sinne von Sartre, fürchte ich. Sie lächelt noch. Es bilden sich allerdings Schweißperlen auf ihrer Stirn. Ich habe ein wenig Mitleid.
Als nächstes steht der in bester Swingertradition gehaltene Partnertausch an. Es gibt deutliche Widerstände dagegen bei allen Beteiligten. Alle sind ein wenig nervös. Wissen wir doch nicht wer uns als nächstes wie treten wird. Ein wichtiger Rat folgt noch vom Lehrer. Haltet Abstand. Redet nicht gleich über eure Mutter. Was er damit meint erschließt sich mir nicht unmittelbar. Ich bin aber fest entschlossen mich daran zu halten und frage mein neues Opfer nach ihrem Vater. Sie möchte darüber nicht mit mir reden. Überhaupt klappt das gleichzeitige Reden und Tanzen nicht besonders gut. Vielleicht muss dies im Takt geschehen. Aber wo ist er hin dieser Takt. Vielleicht sollte ich es mit Rap versuchen. Oder ich singe ein wenig. Warum sieht mich meine Tanzpartnerin so befremdet an? Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt für eine Pause gekommen. Wir sollten ein wenig im Takt stehen. Und gut aussehen.
Um den vielfältigen Lebensentwürfen gerecht zu werden, tanzen diesen Tanz nicht unbedingt ein Mann und eine Frau sondern eine führende Person und eine folgende. Ich bin ein Führender allerdings renne ich meist hinter meiner manchmal Folgenden hinterher. Führung ist alles. Es gibt streng geheime Zeichen, die der Führende erlernen muss und an die Folgende kommunizieren soll, die sie dann nur wenn Sie Lust hat befolgen muss. Es gibt Kommunikationsprobleme. Wie im richtigen Leben. Beim Tango ist das aber egal. Alles ist erlaubt. Wie beim Jazz. Außer dem anderen absichtlich ein Bein stellen.
Noch ein wenig Literatur zum Thema:
»Die jungen Mädchen wanden sich im Tango wie Würmer
an unsichtbarer Angelschnur, die von den Lorgnons
der Mütter hing. Knapp vor dem Allerletzten schien
diese Schnur immer mit einem Ruck anzuziehen, und
die Begattung ging fehl.«
[Werke und Briefe: 1923. Tucholsky: Werke, Briefe, Materialien, S. 2949 (vgl. Tucholsky-GW Bd. 3, S. 349) (c) Rowohlt Verlag]
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