Dienstag, 21. Juni 2005
Haariges
s.nop, 13:00h
Es wird wärmer. Meine Haare wurden vier Monate nicht mehr geschnitten und in meiner unmittelbaren Umgebung wurden Fragen laut, ob ich ein Vogelnest auf meinem Kopf beherbergen würde. Ich nehme das mal ob meines ähnlich der Wirtschaft stark rezessivierenden Haarwuchses als Kompliment, und erwäge, bevor sich die in meiner Wohngegend zahlreich vertretenen Tauben auf mir häuslich niederlassen, den unangenehmen Gang zum Friseur. Auf mein wahres Motiv komme ich später noch zu sprechen. Ich gehöre zu der Kategorie von Menschen, die keine Schwierigkeiten haben sich beim Zahnarzt einer Behandlung zu unterziehen. Bei einem Friseurbesuch leide ich allerdings echte Qualen. Das hat mehrere Gründe. Einer ist historisch bedingt. Als Kind schickte mich meine Mutter im zarten Alter von 6 Jahren zum ersten Mal allein zum Friseur. Ich wurde dort sehr nett begrüßt, von einer angenehmen Frau in einen Salon geleitet wo mir die Haare nach der damals top aktuellen Mode geschnitten und geföhnt wurden. Leider gab es offenbar eine kleine Verwirrung bezüglich meines Geschlechtes. Zwar war der Haarschnitt wirklich gelungen. Lästigerweise wurde meine feminine Ader durch den Frauenhaarschnitt übermäßig betont. Ich wurde von den Haarkünstlern äußerlich in ein Mädchen verwandelt. Meine Mutter war mit diesem ersten Schritt in Richtung Geschlechtsumwandlung nicht einverstanden und ich musste ein zweites Mal zum Friseur zum nachbessern. Wenn ich daran denke schießt mir immer noch die Röte ins Gesicht. Das zweite Mal das mir etwas ähnliches passiert ist, befand ich mich in der Pubertät. Ein Alter wie jeder weis indem Geschlechterrollen sich verfestigen, Mädchen sich ihre unnötigen BH’s ausstopfen und Jungs ihren drei Barthaaren Namen geben und sich einen breiteren Gang aneignen, weil ihnen ihre übermäßig wachsenden Gonaden im Weg sind. Auch hier nahm sich eine Dame meiner an. Damals ließ man sich noch einen Termin geben. Wir vereinbarten einen uns beiden genehmen Termin und die Dame verabschiedete sich mit den Worten: „Gut dann bis Montag, Frau XXXX“. Ich schaute mich um ob ein Namensvetter hinter mir stand, murmelte etwas unverständliches und verließ das Etablissement um danach geschlagene 20 Jahre einen großen Bogen um jeden Friseur zu machen. Nach diesem Erlebnis arbeitete ich stark an meinem Gang. John Wayne schien mir die richtige Wahl. Auch einen Theaterbart zog ich mangels natürlicher Masse in die engere Wahl. Noch heute lasse ich mir bevor ich zum Friseur gehe immer einen Dreitagebart stehen um Verwechselungen vorzubeugen. Der zweite Grund meiner Abneigung von Friseurbesuchen liegt in dem unersättlichen Wunsch der Friseure während der nervenaufreibenden schwierigen Prozedur des Haareschneidens Konversation machen zu wollen. Ich persönlich versuche meinem eigenen Anblick im Spiegel möglichst auszuweichen, die Augen zu schließen und leise entspannende Formeln vor mich hinmurmelnd die Schnibbelkünstler zur Eile anzutreiben und zu loben, sodass alles schnell vorüber geht. Noch vor wenigen Jahren habe ich um den Gang zum Friseur zu vermeiden mir entweder die Haare selbst geschnitten, oder Freundinnen gebeten dies zu tun. Mit unterschiedlichem Erfolg. Ich bin jedoch was meine Haarpracht angeht nicht besonders eitel, gehe modischen Erscheinungen aus dem Weg und habe die einfache Formel, alles fingerbreit lang und hinten kürzer. Ziemlich einfach. Es ist in den Jahren auch nur ein einziger Haarschnitt misslungen. Die Freundin hatte mich noch gewarnt, sie könne das einfach nicht. Ich habe diese Warnung in den Wind geschlagen und ich muss sagen, ich hätte ihr nicht widersprechen sollen. Sie hatte wirklich Recht. Ich habe danach ausgesehen wie Prinz Eisenherz in einer gerupften Version. Auf der Strasse habe ich dermaßen mitleidige ungläubige Blicke auf mich gezogen, dass ich mich zu einer Nachbehandlung entschlossen habe. Passanten waren immer kurz davor mir Geld zuzustecken um mir zu helfen. Nur die Angst vor Ansteckung mit einer gefährlichen Krankheit hat sie davon abgehalten. Selbst die Verursacherin mochte sich nicht mit mir auf der Strasse zeigen. Die Beziehung war zu dieser Zeit einer starken Belastungsprobe ausgesetzt.
Seit es diese „Cut and Go“ Friseure gibt bei denen man sich nicht mehr anmelden muss und die den Charme von Busbahnhofswartehallen haben, gehe ich wieder zum Friseur. Ich liebe es in der Masse unterzugehen, mich in die Schlange von wartenden Schafen einzureihen, die gleich geschoren werden und allenfalls eine Nummer sind. Herrlich. Unangenehmerweise wissen das noch nicht alle Angestellten. Manche bemühen sich während des Gemetzels eine persönliche Bindung mit ihrem Opfer einzugehen. So auch die etwa 19jährige an die ich das letzte Mal geraten bin. Ich sah sie einmal an und wusste, bei dieser Frisur, die sie sich selbst hat angedeihen lassen ist sie entweder in einer Selbstfindungs- oder Selbstverwirklichungsphase. Es würde schwierig werden ihr ihre Kunstfertigkeit auszureden und mir nur die Haare zu schneiden ohne dass Sie den Versuch startet mir ein neues Leben zu schenken. Während des einzig wirklich angenehmen Teils des Haarewaschens, hielt sie sich noch zurück. Ich versuchte die kalte harte Kante des Waschbeckens zu ignorieren, immer in der Angst in den folgenden drei Wochen meinen Hals mit einer dieser den Kopf stabilisierenden Halskrausen verbringen zu müssen, und genoss die Kopfmassage. Fünf Minuten später nachdem ich meine Anweisungen bezüglich des Schnittes, von dem ich sicher war, dass sie diese entweder komplett vergessen oder ignorieren würde, gegeben hatte, kannte ich ihre gesamte Lebensgeschichte, samt Lebensplanung für die nächsten zehn Jahre, vorgetragen mit Berliner Schnauze. Ein Albtraum wird wahr. Ein Stoppen ist unmöglich. Und ich hatte fahrlässigerweise meine Ohrstöpsel vergessen. So wurde ich informiert, dass ihr Mann „Mausi“,(Kosenamen aus dem Tierreich sind ja bei allen sehr beliebt), und sie bald ein Haus kaufen werden und dann zusammen ziehen werden. Vielleicht hatte Mausi ja Glück und sie verschoss ihr Tageswortkontingent immer schon während der Arbeitszeit. Aber das Wochenende. Der arme Mann. Ihr Ehrgeiz ging dahin bei einem Starfriseur zu arbeiten. Gleichzeitig hatte sie die durchaus gesunde Einstellung, dass diese Stars auch nur Menschen mit Haaren sind vor denen sie keinerlei Ehrfurcht kannte. Nachdem wir das geklärt hatten sah sie sich selbstverliebt im Spiegel an und informierte mich, dass sie schließlich auch ein kleiner Star sei. Ich versuchte freundlich aber nicht allzu ermunternd zu lächeln und schloss die Augen. Sie bat mich diese zu öffnen um mir ihr Werk vorzuführen. Dabei nahm sie einen Spiegel, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte: „So sieht es ganz gut aus, nicht wahr?“. Nun muss man wissen, dass ich mir im Lauf der Jahre mühsam eine kleine Tonsur angeeignet habe, an die ich mich langsam versuche zu gewöhnen. Ich dachte immer das erste was Friseuren beigebracht wird ist ihren Opfern ein Kompliment im Hinblick auf ihre Haarpracht zu machen. In der Regel indem die Stärke oder Fülle der Haare übermäßig gelobt wird. Hierzu gehört unbedingt bei mittelalten Männern jegliche Referenz auf weiße oder fehlende Haare zu vermeiden. Nicht meine Peinigerin. Zuerst dachte ich an einen Irrtum und fragte: „ Was meinen Sie mit Soooo sie es Gaaanz gut aus?“ Wieder bedeckte sei mein Haupt mit ihrer Hand und sagt: „Na so“. Eine Rache? Habe ich ihr Werk oder Sie nicht genügend gewürdigt? Vielleicht ist mir trotz meiner konservativen Erziehung zwischendurch ein „Halt die Klappe“ rausgerutscht. Gemerkt habe ich es jedenfalls nicht. Nach der obligatorischen Frage, ob ich noch „was rein“ haben will und meiner Antwort ich sei mir nicht sicher ob ich meine Halbglatze wirklich mit Haargel einreiben soll, brauche ich dringend frische Luft.
Nun sollte ich aber zu meinem eigentlichen Grund für diesen Friseurbesuch kommen. Dieser war nicht so sehr der Ausschmückung meiner beeindruckenden Gesamterscheinung geschuldet sondern hatte einen medizinischen Hintergrund. Ich habe Läuse, Kopfläuse. Diese sind bei kurzen Haaren viel besser zu behandeln. Dazu mehr im folgenden Teil.
Seit es diese „Cut and Go“ Friseure gibt bei denen man sich nicht mehr anmelden muss und die den Charme von Busbahnhofswartehallen haben, gehe ich wieder zum Friseur. Ich liebe es in der Masse unterzugehen, mich in die Schlange von wartenden Schafen einzureihen, die gleich geschoren werden und allenfalls eine Nummer sind. Herrlich. Unangenehmerweise wissen das noch nicht alle Angestellten. Manche bemühen sich während des Gemetzels eine persönliche Bindung mit ihrem Opfer einzugehen. So auch die etwa 19jährige an die ich das letzte Mal geraten bin. Ich sah sie einmal an und wusste, bei dieser Frisur, die sie sich selbst hat angedeihen lassen ist sie entweder in einer Selbstfindungs- oder Selbstverwirklichungsphase. Es würde schwierig werden ihr ihre Kunstfertigkeit auszureden und mir nur die Haare zu schneiden ohne dass Sie den Versuch startet mir ein neues Leben zu schenken. Während des einzig wirklich angenehmen Teils des Haarewaschens, hielt sie sich noch zurück. Ich versuchte die kalte harte Kante des Waschbeckens zu ignorieren, immer in der Angst in den folgenden drei Wochen meinen Hals mit einer dieser den Kopf stabilisierenden Halskrausen verbringen zu müssen, und genoss die Kopfmassage. Fünf Minuten später nachdem ich meine Anweisungen bezüglich des Schnittes, von dem ich sicher war, dass sie diese entweder komplett vergessen oder ignorieren würde, gegeben hatte, kannte ich ihre gesamte Lebensgeschichte, samt Lebensplanung für die nächsten zehn Jahre, vorgetragen mit Berliner Schnauze. Ein Albtraum wird wahr. Ein Stoppen ist unmöglich. Und ich hatte fahrlässigerweise meine Ohrstöpsel vergessen. So wurde ich informiert, dass ihr Mann „Mausi“,(Kosenamen aus dem Tierreich sind ja bei allen sehr beliebt), und sie bald ein Haus kaufen werden und dann zusammen ziehen werden. Vielleicht hatte Mausi ja Glück und sie verschoss ihr Tageswortkontingent immer schon während der Arbeitszeit. Aber das Wochenende. Der arme Mann. Ihr Ehrgeiz ging dahin bei einem Starfriseur zu arbeiten. Gleichzeitig hatte sie die durchaus gesunde Einstellung, dass diese Stars auch nur Menschen mit Haaren sind vor denen sie keinerlei Ehrfurcht kannte. Nachdem wir das geklärt hatten sah sie sich selbstverliebt im Spiegel an und informierte mich, dass sie schließlich auch ein kleiner Star sei. Ich versuchte freundlich aber nicht allzu ermunternd zu lächeln und schloss die Augen. Sie bat mich diese zu öffnen um mir ihr Werk vorzuführen. Dabei nahm sie einen Spiegel, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte: „So sieht es ganz gut aus, nicht wahr?“. Nun muss man wissen, dass ich mir im Lauf der Jahre mühsam eine kleine Tonsur angeeignet habe, an die ich mich langsam versuche zu gewöhnen. Ich dachte immer das erste was Friseuren beigebracht wird ist ihren Opfern ein Kompliment im Hinblick auf ihre Haarpracht zu machen. In der Regel indem die Stärke oder Fülle der Haare übermäßig gelobt wird. Hierzu gehört unbedingt bei mittelalten Männern jegliche Referenz auf weiße oder fehlende Haare zu vermeiden. Nicht meine Peinigerin. Zuerst dachte ich an einen Irrtum und fragte: „ Was meinen Sie mit Soooo sie es Gaaanz gut aus?“ Wieder bedeckte sei mein Haupt mit ihrer Hand und sagt: „Na so“. Eine Rache? Habe ich ihr Werk oder Sie nicht genügend gewürdigt? Vielleicht ist mir trotz meiner konservativen Erziehung zwischendurch ein „Halt die Klappe“ rausgerutscht. Gemerkt habe ich es jedenfalls nicht. Nach der obligatorischen Frage, ob ich noch „was rein“ haben will und meiner Antwort ich sei mir nicht sicher ob ich meine Halbglatze wirklich mit Haargel einreiben soll, brauche ich dringend frische Luft.
Nun sollte ich aber zu meinem eigentlichen Grund für diesen Friseurbesuch kommen. Dieser war nicht so sehr der Ausschmückung meiner beeindruckenden Gesamterscheinung geschuldet sondern hatte einen medizinischen Hintergrund. Ich habe Läuse, Kopfläuse. Diese sind bei kurzen Haaren viel besser zu behandeln. Dazu mehr im folgenden Teil.
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