Freitag, 29. Juli 2005
Luftfeuchtigkeit
Radiowetterbericht Temperatur: 32 Grad, relative Luftfeuchtigkeit: 125% !!!

Über 100% Luftfeuchtigkeit. Was soll das denn? Ich hätte schwören können, das das bedeutet, dass ich besser meine Schwimmflossen anschnalle, mich in einen Körper betonenden sexy Neoprenanzug zwänge und eine formschöne Taucherbrille aufsetze um meinen üblichen Tagesgeschäften nachzukommen. Folgende Möglichkeiten kommen in Betracht:

1. Der Radiomoderator lügt frech um mein Weltbild ins Wanken zu bringen.
2. Es handelt es sich um eine neue Form einer Klimakatastrophe unbekannten Ausmaßes, mindestens jedoch um eine Flutwelle, vor der gewarnt wird, verklausuliert um mich als mündigen Bürger, der durch vielerlei Katastrophen in letzter Zeit stark sensibilisiert ist, nicht zu Panikreaktionen hinreißen zu lassen.
3. Es handelt sich um eine neue Form meines nicht minder katastrophal anmutenden Unwissens.

„..ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst..“, da ich an das Gute im Menschen glaube zumindest wenn dies opportun ist, schließe ich messerscharf das ein Mann mit einer so schönen Radiostimme mich nicht anlügen würde. Und da in den nächsten zwei Stunden in denen ich besorgt und misstrauisch die Strassen der Großstadt beäuge, keine Flutwellen diese Strassen durchspülen, bleibt leider nur der letzte Punkt in meiner Liste. Und dass heißt schon wieder wurde eine Lücke oder vielleicht sogar eine Bresche in mein mühsam angeeignetes Kleinbürgerswissen geschlagen, dazu angetan mein Selbstbewusstsein in eklatanter Weise zu untergraben. Früher neigte ich dazu solchen Unwissenheiten arrogant ein ‚Mut zur Lücke’ entgegenzuschleudern. Heute in Zeiten fehlender Leitkultur sowie stützender Ideologie, kann ich unmöglich Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Also bemühe ich in konservativer Tagesform ein stark gealtertes Physikbuch, dessen Seiten so stark vergilbt sind, dass ich, in meinen Lesebemühungen behindert, stark an mein Mobiltelefondisplay erinnert werde, dessen Kontrast ähnlich geartet ist.

Tatsächlich handelt es sich bei der relativen Luftfeuchtigkeit um das Verhältnis zwischen der absoluten Luftfeuchte und dem maximal möglichen Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre, sie bezeichnet also den Sättigungsgrad der Luft. Und ich lerne weiter, dass dieser abhängig ist von der Temperatur. Alles über 100% macht sich als Tröpfchen bemerkbar. Jetzt hätte ich schwören können, das Tröpfchen in der Luft so etwas wie Regen darstellt und so richtig nass bin ich eigentlich nicht geworden, wenn man mal absieht von den von mir höchstpersönlich produzierten Schweißtröpfchen, mit denen ich meine Umwelt bei diesen Temperaturen und zu heftiger Bewegung zu traktieren pflege.

Mich beschleicht das Gefühl, dass meine Unwissenheit hier nur notdürftig gekittet wurde und bei der nächsten Belastung um so heftiger auseinander reißen wird.

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