Montag, 30. Mai 2005
Schwimmbad
Nach langer Abstinenz habe ich mich wieder in ein Schwimmbad, ein Freibad, begeben. Es war sehr voll, da das Wetter von asphaltverflüssigender Qualität war und ganz Berlin offenbar den gleichen Gedanken hatte. Das Schwimmbad wurde von unsichtbaren ausgetretenen Traumpfaden durchzogen, and deren Rändern sich jugendliche Nixen den aufgepumpten stolzen Jünglingen präsentierten, die wie Pfaue ihr Rad schlagen. Unklar ist ob die Mädchen sich an die vorhandenen Wege legen oder die Promenaden durch die immer gleiche Paraden der Jungmänner ausgetreten werden.

Zwei Dinge scheinen momentan sehr en Vogue zu sein. Zum einen besprühen junge Männer ihre auserwählten Schönen mit Deodorant. Ich bin nicht ganz sicher welchem Zweck dies dient. Weitergehende soziologische Studien sind dringend geboten um hier Klarheit zu schaffen. Möglich wäre es, das das Männchen damit sein Revier markiert. Andererseits ist es auch denkbar das hiermit die Gerüche vorangegangener Rivalen getilgt werden sollen. Trotzdem scheint dieses spezielle Form des Balzens allen Beteiligten großes Vergnügen zu bereiten. Das andere Ritual ist das Rauchen von Wasserpfeifen, was dazu führt, dass das ganze Schwimmbad eingehüllt wird durch Schwaden von Vanille- Erdbeer-, Apfelrauch, gemischt mit dem einen oder anderen Aroma von selbst angebautem sibirischen Steppengras. Auch in diesem Fall machen alle Beteiligte einen extrem glücklichen Eindruck.

Eine Neuerung für mich ist eine Gruppe von in Kampfanzügen steckenden sehr beeindruckend aussehenden Sicherheitsleuten mit Armdurchmessern von der Größe meiner Oberschenkel, die von sabbernden Kampfhunden begleitet werden und das Gelände durchstreifen. Wahrscheinlich eine paramilitärische Einheit auf einer Übung. Auf ihrer Kleidung steht in großen Buchstaben SICHERHEIT. Die Mitglieder dieser Einheit versuchen mit den vielen Jugendlichen und Kindern ins Gespräch zu kommen. Vielleicht tauschen sie sich mit diesen über die neuesten Entwicklungen im Kampfsport aus. Wo immer sie Auftauchen ist Aufregung und Aufmerksamkeit gewiss. So wird die bürgerlich-sommerlich-faule Atmosphäre, die man aus Schwimmbädern kennt ein wenig aufgelockert. Trotzdem habe ich mehr Angst beim Betrachten dieser Eliteeinheit, die den Schwimmbaddschungel nach Feinden der demokratischen Grundordnung durchstreift, als vor Jugendlichen in der Adoleszenz.

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